Was läuft denn da falsch?

Gestern stolperte ich beim Googeln über einen Bericht von Heike-Melba Fendel in der Zeit online Ausgabe vom 30.04.2020. Sie beschreibt darin sehr eloquent den aus Ihrer Sicht heutigen Status quo zur nach wie vor herrschenden männlichen Dominanz.

Sie tritt für eine vollkommene Aufteilung zwischen den Geschlechtern in der Kindererziehung und des Haushalts ein. Ein Idealzustand, dem auch ich zustimme. Fendel geht in Ihrer Ansicht noch weiter, dass sie die eigenen vier Wände als Gefängnis für daheim bleibende Frauen bezeichnet, das mitunter nur zum Einkauf verlassen wird. Dieserart würden Frauen in einen Zustand des Erduldens hineingedrängt, welcher sich dann in Aufopferung für den Ehemann und die Kinder äußert.

Dieser, doch sehr harte Blickwinkel stösst sicher manche Männer vor den Kopf. Das jahrtausende alte patriachalische System kann eben nicht in wenigen Jahrzehnten seit 1950 gekippt werden. Diese gewachsene Struktur durchzieht ja sämtliche Lebensbereiche. Schon vom Babyalter an sind wir damit konfrontiert und das ist teilweise so fest verankert im Unterbewusstsein, dass es wie ein Programm wirkt, das ständig abgespult wird. Das Umdenken in den Köpfen erfordert Zeit und Geduld. Es ist nur allzu verständlich, dass g´standene Mannsbilder darauf allergisch reagieren. Es werden Ihnen jetzt Tätigkeiten zugemutet, die eben bis vor nicht allzu langer Zeit Frauenarbeit war. Welcher Papa in den 60ern hat schon Windeln gewechselt oder den Müll rausgetragen?

Ich denke aber auch an die Rollen, die wir als Mann und Frau spielen. Die Geschlechtererziehung ist zwar viel liberaler geworden, aber es gibt noch immer gewisse Eckpfeiler, wie z.B das Nägellackieren bei kleinen Mädchen. Ja, wie soll die Frau denn heute sein, stellt sich da unwillkürlich die Frage. Attraktiv, gebildet, fürsorglich und zugleich herzlich oder doch eher durchsetzungstark und zielstrebig?

Die Medien haben da einen entscheidenden Einfluss. Welches Bild wird in der Werbung von der perfekten Frau transportiert? Ich bemerke da noch immer, dass Emotionalität eher ein Frauenthema ist, während Männer sich mit Gartengeräten beschäftigen. Oder nehmen wir Instagram. Die meisten weiblichen Nutzerinnen wollen jung und schön sein, looks count , nach wie vor.

Dieses vernetzte System an Anforderungen seitens der Umwelt, trägt sicher nicht zu einer schnellen Lösung bei. Und wie reagieren nun die Männer? Teils ablehnend, meiner Erfahrung nach, wenn die Frau ihre Rolle als „liebes Mädl“ aufgeben möchte. Diese Anpassungsprozesse nehmen erst langsam Fahrt auf und wie sagt es ein Experte voraus? Frühestens in 250 Jahren werden wir einen Zustand des Gleichgewichts erreicht haben. Schade, das werde ich nicht mehr erleben.

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